Geschichte der Nordheimer Mühle

Die Existenz der Nordheimer Mühle reicht wohl schon über 1000 Jahre zurück tief in das Mittelalter hinein. Die erste bekannte urkundliche Erwähnung beschreibt den Besitzwechsel der Nordheimer Mühle von den Edlen von Dillingen als Stiftsgut des Frauenklosters Unterliezheim an den Augsburger Bischof Bruno in Form einer Morgengabe im Jahre 1026. Während dieser beeindruckenden Zeitspanne wurde die Mühle durchgehend betrieben – bis auf eine Ausnahme: in der Zeit während des 30-jährigen Krieges 1618 – 1648 stand die Mühle wohl zeitweise still.
Gelegen an der Schmutter, die einige Meter weiter in die Donau mündet, wo zugleich auch das Ende der römischen Via Claudia liegt, hat die Nordheimer Mühle eine strategisch sehr günstige Lage, um die Kraft des Flusses über all die Jahrhunderte für die Mehlproduktion zu nutzen. Auch heute noch nutzen wir die Wasserkraft zur Stromgewinnung. Neben der Wasserkraft ist auch der außergewöhnlich fruchtbare Boden in der Umgebung der Nordheimer Mühle seit jeher ein Erfolgsfaktor. Tauchen Sie mit uns ein in die Geschichte der Nordheimer Mühle.

Schneller
(1877-heute)

Mit dem Kauf der Mühle im Jahre 1877 durch Joseph Schneller mit Frau Josepha beginnt die „Mühlen-Dynastie“ der Schneller Familie. Die folgenden Jahre sind geprägt von effizientem Haushalten, nachhaltigen Investitionen und Innovation, wie beispielsweise dem ersten Erzeugen von elektrischem Strom für die Mühle und für Nordheim im Jahre 1902. Der heutige Besitzer und Geschäftsführer Michael Schneller ist die fünfte Generation und hat vor allem durch die Digitalisierung der Mühle einen weiteren elementaren Grundstein für den Fortbestand der Tradition gelegt.

Detaillierte Geschichte der Schneller Mühle

1877
Käufer sind der in Kloster Holzen geborene Müller Joseph Schneller (1835-1878) und Frau Josepha (1842-1924). Sie kaufen die Mühle, das Sägewerk und einige
landwirtschaftliche Flächen.
1878
Joseph Schneller verunglückt tödlich beim Sturz vom Fuhrwerk.
1879
Witwe Josepha heiratet Joseph Enderle (aus Aislingen). Er war gelernter Bäckermeister und wurde Miteigentümer.
1892
Man hatte sechs Pferde – hauptsächlich für Mehltransporte.
1900
Sohn Johann Schneller übernimmt die Mühle mit Frau Anna (geb. Weigl aus Eichstätt).
1901
Johann Schneller beschafft sich das erste Motorrad in Nordheim.
1902
Erzeugung des ersten elektrischen Stroms in Nordheim durch
Gleichstromdynamo mit 220 Volt Spannung / 12 Kilowatt Leistung, angetrieben
durch die Mühlenturbine. Damit hatten die Nordheimer als erste im Umkreis die Möglichkeit ihr Anwesen an ein Stromnetz anzuschließen. Erste Stromabnehmer: Schloßbauer, Wirt, Bohlebauer.
1904
Johann Schneller beschaffte das erste Automobil (Zweisitzer).
1905
Schneller Mühle bekommt den ersten Telefonanschluss von Nordheim.
1907
Die Mühle wird umgebaut.
1910
Die Mehlauslieferung wird von Pferdewagen auf Lastwagen umgestellt. Außerdem wird in diesem Jahr der Betrieb der eigenen Landwirtschaft beendet.
1914
Die gesamte geschäftliche Korrespondenz wird von Handschrift auf Maschinenschrift umgestellt, mit Hilfe der ersten Schreibmaschine, die es in Nordheim gab. Außerdem wird das Zweisitzer-Automobil gegen ein Viersitzer-Automobil getauscht.
1933
Das erste Getreidesilo für 250t wird erbaut.
1939
Johann Schneller (1901-1964) und Frau Barbara (geb. Kaiser) übernehmen die Mühle.
1954
Das Mühlengebäudes wird erhöht und im gleichen Zuge erfolgt der Neubau des Mühlensystems.
1966
Johann Schneller jun. übernimmt die Kunstmühle mit Frau Lydia (geb. Keis aus Höchstädt).
1974
Das erste neue Beton-Getreidesilo für 5.000t wird gebaut.
1978
Zur Erhöhung der Produktionsleistung wird das Mühlensystem neu gebaut.
1984
Das zweite Beton-Getreidesilo für 4.000t wird gebaut.
Außerdem beginnt die langjährige Digitalisierung der Mühle von Getreideannahme bis zur Mehlverladung durch Michael Schneller. 
2008
Michael Schneller übernimmt die Mühle mit Frau Christina (geb. Japes aus dem Sauerland).

Baudrexl
(1689-1877)

Bevor die Mühle in den Besitz von Joseph Schneller kam, war sie über 188 Jahre im Besitz der Familie Baudrexl, welche auch über 5 Generationen hinweg das müllerische Handwerk durchgeführt hat. Neben der Produktion von Mehl wurde die Mühle in dieser Zeit auch für die Produktion von Öl und von Traßmehl genutzt, letzteres z.B. für die Festung in Ingolstadt. Außerdem wurde die zur Mühle gehörige Fläche in dieser Zeit durch gutes Wirtschaften merklich vergrößert.

Detaillierte Geschichte der Nordheimer Mühle im Besitz der Familie Baudrexl

1689
Andreas Baudrexl war Müller bei der Hausener Mühle (zwischen Hausen und Hegnenbach) und erwirbt die Nordheimer Mühle für den hohen Betrag von 6000 Gulden von den Fuggern – die Fugger bleiben vorerst Besitzer und Andreas Baudrexl wird Eigentümer.
1709
Der Nachkomme Bernhard Baudrexl heiratet Catharina Müller und übernimmt die Mühle.
1750
Die Nordheimer Mühe ist von mehr als 30 Mühlen entlang der Schmutter die einzige mit zusätzlicher Ölmühle.
1757
Der Nachkomme Augustin Baudrexl besaß seinerzeit die Mühle (20 Tagwerk (= das damalige Flächenmaß)) und den über die Straße gelegenen Mühlhof (96 Tagwerk).
1804
Sohn Johann Baudrexl übernimmt den Besitz.
1821
Johann Baudrexl stirbt und der Besitz geht über an seine Witwe Marianne mit Kindern. Marianne heiratet in zweiter Ehe Müllermeister Lorenz Hauser, blieb aber Alleinbesitzerin.
1830
Die landwirtschaftlichen Flächen werden durch Zukauf von 22 Parzellen auf 156 Tagwerk vergrößert.
1845
Sohn Bernhard Baudrexl übernimmt die Mühle mit Frau Walburga (geb. Welzhofer aus Gablingen).
Er startet die Herstellung von Traßmehl (z.B. für die Festung in Ingolstadt) aus Traß von dem Meteoriteneinschlag aus dem Jura. Mit dem wirtschaftlichen Gewinn daraus kaufte er weitere landwirtschaftliche Flächen.
1854
Es folgte der größte Flächenerwerb von Bernhard Uhl von 54 Tagwerk. Das tauschte er ein in die Nachbarhofstelle des Mühlhofs von Georg Pröbstle.
1855
Nach Abriss sämtlicher Gebäude auf dem Mühlhof und dem Nachbaranwesen erbaut Bernhard vier Ökonomiegebäude neu (auf dem erworbenen Grund von Schloßbauer gegenüber: Schafstall, Stallung, Scheune und Remise).
1861
Das alte Ökonomiegebäude wurde abgebrochen und an dieser Stelle das neue Wohnhaus der Mühle gebaut.
1865
Bernhard Baudrexl stirbt und Witwe Walburga wirtschaftet weiter gut und baut landwirtschaftliche Fläche auf 190 Tagwerk aus.
1877
Walburga Baudrexl verkauft gesamten Besitz und zieht weg.

Kloster und Fugger
(1026-1689)

Mit der ersten uns bekannten urkundlichen Erwähnung geht die Mühle mit dem Frauenkloster Unterliezheim in den Besitz des Augsburger Bischofs Bruno – Prinz von Bayern. Erst 500 Jahre später fällt sie mit der Auflösung des Klosters Unterliezheim in weltliche Hände zur Reichspflege Donauwörth und damit in den Besitz der Fugger. Es folgte die einzige Phase in der Existenz der Nordheimer Mühle in der sie zeitweise leer stand – der 30-jährige Krieg. Die Betreiber der Mühle unter den Fuggern sind bis 1689 bisher nicht bekannt, bis sie von Andreas Baudrexl erworben wurde.

Detaillierte Geschichte der Mühle im Besitz der geistlichen Welt und der Fugger

1026
Die Nordheimer Mühle wird am 27.04.1026 im Rahmen einer Morgengabe der Edlen von Dillingen Graf Adalbert von Dillingen und seiner Gemahlin Judith (oder Jutta / Gutta) von Werdenberg mit dem Frauenkloster Unterliezheim (zugehörig zum Benediktinerorden) und weiteren Stiftsgütern an den Augsburger Bischof Bruno – Prinz von Bayern verschenkt.
1225
Die Nordheimer Mühle war wohl die Klostermühle des Benediktinerinnenkloster Hl. Kreuz in Donauwörth. Dieses wurde aufgelöst und die Nonnen haben sich nach Kloster Bergen und Kloster Unterliezheim aufgeteilt. In diesem Jahr ist die
Nordheimer Mühle in den Besitz des Klosters Unterliezheim gekommen.
1505
Die Nordheimer Mühle fällt zusammen mit dem Kloster Unterliezheim an das Herzogtum Pfalz-Neuburg.
1542
Das Kloster Unterliezheim wurde aufgelöst und die Nordheimer Mühle geht im Rahmen des Protestantierungsmandats an die Reichspflege Donauwörth (damals Wörth), welche bereits seit 1536 im Besitz von Anton Fugger war.
1618-
1648
Während des 30-jährigen Krieges war wohl die einzige Zeit, in der die Nordheimer Mühle leer stand.
bis 1689
Die Mühle war im Besitz der Herrschaft, welche damals die Fugger waren. Sie wurde unter ihnen von Eigentümern betrieben, welche nicht bekannt sind. Der erste bekannte Eigentümer unter den Fuggern war Andreas Baudrexl, der die Mühle 1689 erwarb.

Quellen

- Hartel, E. (2000). Nordheimer Chronik. Stadt Donauwörth. (S. 98f, 106, 146)
- Dr. Steichele (1883). Das Bistum Augsburgs, 4. Aufl. (S. 716)
- Private Informationen von direkten Nachfahren der Familie Baudrexl
- Mündlich überlieferte Informationen
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